Brillensammlung

Brillen als gern gesehene Gastgeschenke

Die Idee gebrauchte und nicht mehr benötigte Brillen mit auf meine Indienreise zu nehmen und sie – zum Teil als Gastgeschenke – an bedürftige Menschen in armen Ländern zu verteilen, ist mir 5-6 Wochen vor meiner Abreise gekommen. Mit tatkräftiger Unterstützung meiner Heimat- und mehrerer Nachbargemein-den (Reichenau, Hirschbach, Bad Leonfelden, Reichenthal, Zwettl und Ober-neukirchen) sowie einiger Optiker (Optiker Gerstl in Bad Leonfelden, Brillen Rappan und Rauscher-Optik in Freistadt) ist es mir gelungen, mehr als 600 Brillen in meist noch recht gutem Zustand zu sammeln. Meine ehemaligen Arbeitskollegen bei Brillen Rappan, wo ich von 1976-80 meine Ausbildung zum Augenoptiker gemacht habe, und Rauscher-Optik in Freistadt haben bei einem Großteil der Brillen die Stärke gemessen und die Dioptrien mit wasserfestem Filzstift auf die Gläser geschrieben, wofür ich ihnen an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich danken möchte.

Meine Mutter war von der Idee der Brillensammlung ebenfalls begeistert und hat mir bei der Reinigung und beim Sortieren der Brillen (in Lesebrillen, Kinderbrillen, Brillen für Kurzsichtige) geholfen, und ich war froh, dass ich mit einem Kleinbus unterwegs bin, denn die vielen Schachteln brauchten ganz schön viel Platz, da ich auch noch an die 150 gebrauchte Sonnenbrillen mit an Bord hatte. Diese fanden schon während der ersten Wochen und Monate meiner Reise schnell reißenden Absatz und erfreuten sich als Gastgeschenke in den sonnigen Ländern großer Beliebtheit. Im Norden Pakistans habe ich dann die letzten Sonnenbrillen an ein paar Freunde verteilt, durch die ich viele Familien in einem kleinen Tal kennenlernen durfte, das von dem den Kalash bewohnt wird, einem kleinen Volksstamm mit hellhäutigen Menschen und ganz eigener Kultur und Religion, die 3 kleine Täler an der Grenze zu Afghanistan bewohnen. Dort habe ich im Laufe meines 10-tägigen Aufenthalts mind. 50 Brillen verteilt und mit Hilfe von Feuerzeug oder offenem Feuer in den Häusern an die jeweiligen Ohren angepasst. Die in der Mehrzahl älteren Menschen hatten viel Freude mit den Brillen und dem damit verbessertem Sehvermögen – und ich mit den tollen Fotos, die ich machen konnte.

Im Laufe meiner 16-monatigen Reise von Juni 2007 bis November 2008 habe ich über 400 Lese- und Sonnenbrillen verteilt. Das Bestimmen der Brillenstärke von Lesebrillen ist mittels Probierenlassens mehrerer Brillen relativ einfach.  Die Bestimmung der Fehlsichtigkeit von Kurzsichtigen ist ohne geeignete Instrumente hingegen nur schwer möglich, sodass ich nicht alle Brillen verteilen konnte. Aber auch Fassungen alleine sind wunderbare Geschenke, denn viele Menschen in wirtschaftlich unterentwickelten Regionen müssen selbst für eine neue Fassung mehrere Tage lang arbeiten, da viele von ihnen kaum mehr als 1-2 Euro am Tag verdienen. Da kommt man sich ja als Langzeitreisender trotz eines beschränktes Budget oft unglaublich reich vor.

Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei den BrillenspenderInnen sowie all jenen ganz herzlich bedanken, die mir bei der Verwirklichung dieses Projekts geholfen haben, das für alle Beteiligten nur Vorteile bringt. Die Spender haben das Gefühl, etwas Gutes und Sinnvolles mit ihren alten Brillen getan zu haben, und die Empfänger bekommen eine neue Brille und können wieder besser sehen. Und die Aktion soll auch dazu beitragen, durch persönliche Begegnungen Brücken zwischen Menschen und Kulturen zu bauen und neue Beziehungen entstehen zu lassen, die auf Werten wie Respekt, Verständnis und Toleranz aufbauen.

All jenen, die sich meine Fotos mit den neuen Brillenbesitzern anschauen wollen, wünsche ich viel Freude und Vergnügen dabei. In den Fotoalben unterhalb der Galerie gibt es dann noch weitere Bilder zum Anschauen.